Was ist radiale Balance?

Von Mat Hayward

Im Leben kommt es immer auf die richtige Balance an. Daran erinnert mich meine Frau immer gerne, wenn ich sie mit meinen Reiseplänen konfrontiere. Auf meinen Reisen fotografiere ich deshalb gerne Motive, bei denen alles in Balance ist. Meine Frau lässt diese Fotos zwar nicht als Ausrede durchgehen, doch mir geben diese ausgewogenen, symmetrischen Bildkompositionen eine tiefe innere Ruhe. Wir finden diese besondere Ästhetik beispielsweise in der sogenannten radialen Balance: Eine runde Form mit strahlenförmig vom Zentrum ausgehendem Muster.

Die Motivauswahl für radiale Balance ist unbegrenzt, auch bei Adobe Stock gibt es zahlreiche Beispiele.

Das wohl bekannteste Motiv ist das Kaleidoskop.

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https://adobe.ly/2ABOap5

Auch Lebensmittel bieten sich für Fotoaufnahmen mit radialer Balance an.

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Außerdem finden wir in der Natur viele Beispiele radialer Balance.

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Auch in der Architektur ist radiale Balance ein beliebter Stil. Wir wären stark irritiert, wäre die Achse der Wendeltreppe nicht in der Mitte. Das liegt daran, dass zentrale Kompositionen uns ein Gefühl von Stabilität geben. Stünden wir vor einer Treppe, die uns aus der Position geraten scheint: Wir würden sicher zögern, diese Treppe zu betreten. Das gleiche gilt für Fotografien: Ausgewogene Proportionen sind ästhetisch ansprechend und geben dem Betrachter ein sicheres Gefühl. Soviel zur Theorie des Betrachters. Wenn ich mir aber vorstelle, mich für dieses Foto über das Geländer eines zehnstöckigen Treppenhauses zu lehnen, wird mir doch etwas flau im Magen.

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Radiale Balance kann auch in der Hypnose eingesetzt werden. Wer kennt nicht die Comics, in denen die obligatorischen Spiralen in den Augen zeigen, dass eine Person in Trance ist. Dahinter steht die Beobachtung, dass ein Fokuspunkt in der Mitte eines Musters die Aufmerksamkeit bündelt. Nicht nur Hypnotiseure, auch Fotografen bedienen sich gerne der radialen Balance, um den Blick des Betrachters in das Bild hineinzuziehen, sodass dieser den Blick kaum mehr abwenden kann.

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Das Konzept der radialen Balance widersetzt sich bewusst der sogenannten Drittel-Regel, nach der sich viele Fotografen richten. Der Gedanke dahinter ist, dass eine dezentrale Platzierung des Hauptmotivs spannendere Bildkompositionen liefert. Die Bildaufteilung radialer Balance hebelt diese Regel aus, indem der Fokuspunkt direkt in die Mitte des Bildes gelegt wird. Wie so oft gilt: Regeln sind da, um gebrochen zu werden!

Man kann sich das sehr leicht für seine eigenen Bilder zunutze machen: Jeden Tag sind wir mit unzähligen Bildern konfrontiert. Meistens beachten wir ein Bild nur für einen Sekundenbruchteil, bevor wir zum nächsten Bild in unserem Social Media-Feed weiterscrollen. Radiale Balance durchbricht die gewohnte Bildaufteilung und bringt den Betrachter dazu, einen Moment innezuhalten und das Foto richtig auf sich wirken zu lassen. Probiert es doch mal aus!