Die Zukunft deiner Kundenbeziehungen ist die Zukunft deines Unternehmens
Wir erleben die spannendste Zeit, seit es Marketing gibt. Marketing ist aufregender, anspruchsvoller, vor allem aber: bedeutungsvoller denn je. Hier liegt nicht weniger als der Schlüssel, ob ein Unternehmen in der digitalen Transformation zum Champion wächst – oder von ihr überrollt wird. Längst geht es bei der Transformation nicht allein um die Digitalisierung von Herstellungsprozessen, sondern vor allem um die Neudefinition von Kundenbeziehungen. Diese sind im digitalen Zeitalter so wichtig, dass sie in den Mittelpunkt der Unternehmensstrategie rücken. Das Marketing spielt hierbei die entscheidende Rolle.
Wie fundamental sich das Marketing selbst gerade wandelt und wie rasant es dabei an Relevanz in Unternehmen gewinnt, ist für mich beeindruckend und faszinierend zugleich. Und eine so reizvolle Herausforderung, dass dieser Umbruch zu einem der Gründe wurde, weswegen ich nach fast fünf wunderbaren Jahren bei Workday nun zu Adobe gewechselt bin.
Dass diese Zeiten so umwälzend sind, hat vor allem mit uns zu tun: dem modernen Kunden. Dieser moderne Kunde ist so gut informiert wie noch nie, so anspruchsvoll wie keiner vor ihm. Niemand will seine Zeit für inhaltsfreies, unpersönliches Marketing opfern. Mit Angeboten behelligt werden, die ihn nicht interessieren. So lange Standardprodukte vergleichen, bis er das gefunden hat, was seinen Wünschen und Bedürfnissen am besten entspricht, aber vielleicht doch nicht perfekt.
Es ist die vielleicht grundlegendste Veränderung der Digitalisierung: Weg vom produktorientierten Geschäftsmodell, hin zum kundenzentrierten. Und niemand hat Ohren und Augen so dicht an den Kunden wie das Marketing. Neue Geschäftsmodelle zu finden ist eine Herausforderung für Unternehmen aller Branchen. Digital erfolgreiche Geschäftsmodelle aber, ob Produkte oder Dienstleistungen, lassen sich nur vom Kunden her denken.
Das Marketing wird zur Triebfeder der Digitalisierung
Damit verändern sich auch die Anforderungen an das Marketing fundamental. Es reicht in dieser Welt nicht, wenn die Produktentwicklung ihre Neuheiten in der Marketingabteilung abliefert mit dem Auftrag, sie zu verkaufen. Modernes, datengetriebenes Marketing muss für Millionen Kunden die individuellen Bedürfnisse erfassen und daraus personalisierte Angebote machen, die optimal zu den jeweiligen Kunden passen. Das hat zwei zentrale Aspekte.
Erstens, „Customer Experience“ lautet das Schlagwort der Stunde. Kunden kaufen nicht Produkte, sondern Erlebnisse. Sie wollen personalisierte, relevante, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Angebote und ein einheitliches Markenerlebnis über alle Kanäle hinweg – ob sie mich im Laden besuchen, in meinem Online-Shop stöbern oder mir eine Nachricht in einem sozialen Netzwerk schreiben. Bei Tausenden oder Millionen Kunden ist das ohne Technologien wie Künstliche Intelligenz nicht darstellbar. Das Marketing muss in Unternehmen zur Triebfeder für die Etablierung einer kundenzentrierten Kultur und digitaler Technologie werden, um herausragende Kundenerlebnisse zu schaffen und dabei effizient zu skalieren.
Zweitens, das Marketing bekommt in der Wertschöpfung eines Unternehmens ganz neue strategische Bedeutung und muss viel früher ansetzen – nämlich schon in der Konzeption von Produkten und Dienstleistungen. Kundenbedürfnisse identifizieren und daraus Geschäftsmodelle entwickeln, die sowohl skalierbar als auch personalisierbar sind: das ist die Aufgabe, die Unternehmen heute lösen müssen. Das Marketing, der heiße Draht zum Kunden, wird zum unverzichtbaren Input-Lieferanten für Forschung und Entwicklung.
Warum Marketer in den Chefsessel müssen
Unter dem Strich lassen sich beide Aspekte für mich auf die Formel bringen: Die Zukunft meiner Kundenbeziehungen ist die Zukunft meines Unternehmens! Marketing ist für Unternehmen strategieentscheidend – und gehört daher auf der Chefebene angesiedelt. Es geht um nicht weniger als die Relevanzfrage: Bleibe ich relevant für meine Kunden, Partner und Fans, oder gehe ich unter? Das richtige Kundenerlebnis ist entscheidend – und das ist Kernaufgabe des Marketings. Wer die Kundenbeziehungen in den Mittelpunkt stellt und daraus die richtigen Schlüsse zieht, wird die digitale Transformation erfolgreich meistern.
Mein Eindruck ist, dass diese Erkenntnis auch in immer mehr Unternehmen ankommt. Noch vor nicht allzu langer Zeit war es in Konzernen völlig unüblich, dass das Thema Marketing im Vorstand besetzt wird, geschweige denn: dass Marketer den Vorstandsvorsitz übernehmen könnten. Der „Chief Marketing Officer“ (CMO) ist in angelsächsischen Unternehmen keine Seltenheit mehr, und auch einige Dax-Unternehmen haben die Verantwortlichkeit für das Marketing heute auf Vorstandsebene angesiedelt. Manche Kollegen sind der Überzeugung, dass die nächste Generation von CEOs aus dem Marketing kommen wird.
So weit sind wir in Deutschland – leider! – noch nicht, doch den Trend zur wachsenden Bedeutung des Marketings sehen wir auch hier. Drei Personalien illustrieren ihn bestens. Marketing-Expertin Tina Müller ist zur Chefin von Douglas berufen worden. Werber Christoph Bornschein hat die Deutsche Bank bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle beraten und dabei so guten Input geliefert, dass er jetzt im Aufsichtsrat der Privat- und Geschäftskundensparte über die Arbeit des Vorstands wacht. Seine Agentur-Mitgründerin Fränzi Kühne sitzt bei Freenet im Aufsichtsrat eines börsennotierten Unternehmens.
Marketer, werdet zu Motoren des Fortschritts im digitalen Zeitalter!
Auch bei Adobe hat sich der Bereich Customer Experience Management binnen kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Geschäftsfelder entwickelt. Wir beobachten rasantes Wachstum – nicht nur bei uns, sondern vor allem auch bei unseren Kunden, die ihre Interaktions- und Verkaufsraten erheblich steigern. Darin sehen wir für uns mit unseren Kunden ein erhebliches gemeinsames Wachstumspotenzial.
Der CMO ist DIE Schlüsselfigur für die erfolgreiche digitale Transformation von Unternehmen. Das bedeutet ganz neue Chancen, aber auch eine riesige Verantwortung für die Zukunft von Unternehmen. Ich finde, dass Marketer diesen Umbruch selbstbewusst und entschlossen anpacken sollten: Werdet zum Motor für die Entwicklung eures Unternehmens! Beschäftigt euch mit Daten und wie ihr sie nutzen könnt – um eure Kunden besser zu verstehen, ihre Ansprüche und Bedürfnisse besser zu bedienen, neue Geschäftsmodelle für eure Unternehmen zu entwickeln! Ihr seid die ersten Kundenkontakter – und damit die neuen Strategen!
Wie seht ihr die künftige Rolle des Marketings in Unternehmen? Was sollten Marketer eurer Meinung nach tun? Mich interessiert eure Meinung dazu. Diskutiert hierzu gerne mit mir auf LinkedIn.