4 zentrale Learnings aus dem Adobe Experience Index 2019
Als Marketer wird uns ständig gesagt, dass junge Generationen anspruchsvoller sind. Vor allem wenn es darum geht, wie sie ihre Lieblingsmarken erleben. Warum das so ist? Digital-Natives haben einfach genug von den banalen und monotonen Kundenerlebnissen, die täglich auf uns einprasseln. Wer die junge Zielgruppe erfolgreich ansprechen will, muss sich schon etwas mehr einfallen lassen. Nur die konsequentesten, emotionalsten und transparentesten Markenerlebnisse haben eine echte Chance, bei ihnen zu landen.
Doch wie unterscheidet sich die Wahrnehmung der jungen Konsumenten, was das Technologie- und Markenerlebnis angeht? Bevorzugen ältere Verbraucher wirklich die menschliche Interaktion und zucken vor allem zurück, was vage einem Bildschirm ähnelt? Und wie kann Technologie genutzt werden, um begeisternde und erfolgreiche Kundenerlebnisse bereitzustellen – ganz egal, wie alt die Zielgruppe ist?
Antworten auf Fragen wie diese liefert der aktuelle Adobe Experience Index: In dieser aktuellen Adobe Umfrage erhalten wir faszinierende Einblicke in die Gewohnheiten, Vorlieben und Wahrnehmungen von Konsumenten unterschiedlichster Länder und Altersgruppen. Die Ergebnisse wurden in den vier Grundsätzen der Customer Experience zusammengefasst, wie sehr das Erlebnis jeden einzelnen Konsumenten „kennt und respektiert“, „zu jedem Zeitpunkt begeistert“, „mit Technologien das Leben erleichtert“ und insgesamt „größtmögliche Transparenz und Convenience bietet“. Hier sind einige der wichtigsten Learnings:
1. Käufer lassen eine Marke nach einem schlechten Erlebnis fallen
Eines wird in der Studie sehr schnell deutlich: Europas Konsumenten empfinden die Customer Experience der Unternehmen als unzureichend. Und das kann böse Folgen für eine Marke haben: Für jeden vierten deutschen Konsumenten (25 Prozent) ist ein schlechtes Kundenerlebnis ein Grund, nie wieder bei diesem Anbieter einzukaufen.
Als größte Zufriedenheitsbremse empfinden die Befragten vor allem einen komplizierten oder zeitaufwändigen Kaufprozess. Insbesondere Käufer aus Frankreich (50 Prozent), Großbritannien (43 Prozent) und Deutschland (41 Prozent) würden ihren Online-Shopping-Warenkorb direkt abbrechen, wenn das Kundenerlebnis nicht passt.
Ihrem Ärger über das schlechte Kundenerlebnis machen jeweils über ein Drittel (36 Prozent) der Menschen in Großbritannien, Frankreich und Deutschland Luft, indem sie ein schlechtes Markenerlebnis mit Freunden oder der Familie diskutieren.
Was also erwarten Konsumenten von ihrer Lieblingsmarke? Der Studie zufolge legen sie großen Wert auf Personalisierung. Über zwei Drittel der Käufer in Frankreich, Deutschland und Großbritannien wünschen sich personalisierte Services – ganz egal, ob online oder im lokalen Geschäft.
Insgesamt klafft zwischen der Kundenerwartung und dem tatsächlichen Erlebnis noch immer eine erhebliche Lücke. Die Folge: Konsumenten zeigen sich mit einem durchschnittlichen Index Score von 49 Prozent in Frankreich, 52 Prozent in Deutschland sowie 54 Prozent in Großbritannien unzufrieden, was die Customer Experience der Unternehmen angeht. Zu ihren größten Kritikpunkten gehören u. a. komplizierte Websites, mangelnde Kommunikation und die Nichterfüllung von Retourenrichtlinien.
2. Real-Life Erlebnisse begeistern, Kundenservice mit Nachholbedarf
Konsumenten empfinden Technologien als besondere Bereicherung des Kundenerlebnisses, wenn sie die digitale Welt mit dem realen Leben zusammenbringen – von Augmented Reality in der Museums-App bis zum automatisierten Eincheckprozess im Hotel.
An diesen Beispielen wird deutlich, dass ein Erlebnis nicht nur durch eine positive persönliche Interaktion mit einem Mitarbeiter entstehen kann (obwohl das den Konsumenten durchaus wichtig ist), sondern vielmehr durch ein ganzheitliches und mehrschichtiges Kundenverständnis getrieben und durch die richtigen Technologien und Daten optimiert wird.
Apropos Kundenservice: Europas Konsumenten stellen dem Kundenservice der Unternehmen ein durchweg schlechtes Zeugnis aus. Und das über alle Branchen hinweg. Nahezu jeder zweite Deutsche ist mit dem Kundenservice als wichtigen Teil des Kundenerlebnisses in den Bereichen „Medien & Entertainment“ (51 Prozent), „Handel“ (44 Prozent) und „Reisen“ (43 Prozent) unzufrieden. Als besonders ärgerlich empfinden die Konsumenten dabei unerwartete Kosten, allzu langen Wartezeiten oder versteckte Gebühren.
3. Konsumenten lassen sich von technischen Innovationen nur noch schwer beeindrucken
Allein mit technischen Neuheiten lassen sich die Konsumenten nur noch schwer begeistern. Im Vergleich zu 2018 ist die Bedeutung für das Kundenerlebnis bei nahezu allen abgefragten Innovationen gesunken – vom synchronisierten Auto-Touchscreen im Drive-In bis zum Smart Store. Insbesondere die Generation Z ist mit technischer Finesse allein nur schwer zu gewinnen. Vermutlich da innovative Technologien für sie längst alltäglich sind, glauben die 18- bis 24‑Jährigen von allen befragten Altersgruppen am wenigsten daran, dass neue Technologien ihr Leben bereichern können.
Doch davon sollten sich Marken nicht entmutigen lassen und auch weiterhin kreative und innovative Wege gehen, um das Kundenerlebnis fortlaufend zu verbessern. Denn: Nur weil technische Innovationen weniger beeindruckend sind als vor einem Jahr, bedeutet das ja nicht, dass sie nicht erfolgreich sind. Der Umsatz mit Smart Pill Boxen und Flaschen beispielsweise wird voraussichtlich 2019 auf rund 800.000 Stück steigen. Und Deloitte prognostiziert, dass die britische Regierung durch die Automatisierung von administrativen und operativen Prozessen (einschließlich öffentlicher Interaktionen) bis 2030 satte 17 Milliarden Dollar einsparen könnten.
4. Ältere Konsumenten bevorzugen menschliche Interaktion, gute Technologien werden dennoch akzeptiert
Wenig verwunderlich: Ältere Konsumenten bevorzugen es, persönlich mit einem Menschen und nicht mit einem Bot zu interagieren. Und das in allen befragten Ländern. Ist die automatisierte Interaktion allerdings gut gemacht, hat die Mehrheit von ihnen auch nichts dagegen und zeigt sich gegenüber innovativen Technologien durchaus offen.
Insgesamt sind die Erwartungen an die Customer Experience gegenüber dem Vorjahr unverändert. Am wichtigsten ist den Deutschen nach wie vor, dass die Unternehmen sie „kennen und respektieren“ und „zu jedem Zeitpunkt begeistern“ (jeweils 55 Prozent), ihre „Technologien das Leben erleichtern“ (50 Prozent) und sie insgesamt „größtmögliche Transparenz und Convenience bieten“ (49 Prozent).