Die Generation Z kommt: Was Unternehmen jetzt beachten müssen

Generation Z fordert die Arbeitswelt heraus. Wir zeigen, wie Unternehmen die anspruchsvollen Newcomer in ihre Belegschaft integrieren und ihren Geschäftserfolg dank ihres intuitiven Technologieverständnisses maximieren können.

Die Generation Z kommt: Was Unternehmen jetzt beachten müssen

Kunden wirklich verstehen, ihre Bedürfnisse antizipieren und spannende, personalisierte Erlebnisse anbieten – eine gelungene Customer Experience ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil und ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Kein Wunder, dass Digital Leader weltweit gerade auf Hochtouren daran arbeiten, ihre Unternehmen an die Bedürfnisse immer anspruchsvollerer Kunden anzupassen. Mindestens genauso wichtig ist jedoch die „Employee Experience“: Nur wenn Marken auch die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter digital aufrüsten, können sie ihnen ein Arbeitsumfeld anbieten, dass ihren Aufgaben angemessen ist.

Das gilt ganz besonders für die Generation Z: Bis 2020 werden die um die Jahrtausendwende Geborenen rund 20 Prozent der Belegschaft ausmachen – und sie werden die Arbeitswelt nachhaltig verändern. Hier die Balance zwischen den anspruchsvollen Berufseinsteigern und den etablierten Mitarbeitern zu finden, ist eine Herausforderung. Doch wenn der Prozess gelingt, profitiert das gesamte Unternehmen.

„Um die Gen Z erfolgreich zu integrieren, müssen Führungskräfte Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Generationen erkennen und verstehen. Welche Erwartungen haben sie an das Arbeitsleben im allgemeinen und ihren Job im speziellen? Welche Strategie verfolgen sie, um ihre Arbeit zu erledigen? Und wie stehen die älteren Generationen zum Einsatz neuer Technologien oder Arbeitsmethoden?“, erklärt Lauren Smith, Vizepräsidentin HR-Praxis bei Gartner, gegenüber CMO.com.

Immer schön der Reihe nach

Eins gleich vorneweg: Entgegen gängiger Vorurteile ist die erste Generation echter Digital Natives keineswegs faul oder überheblich. Sie nehmen die Strukturen der Arbeitswelt schlicht anders wahr. Doch vor allem wollen sie vorankommen, sich persönlich weiterentwickeln – lebenslanges Lernen ist für sie selbstverständlich. Top Voraussetzungen für die digitale Transformation also!

„Mit der Generation Z haben digitale Führungskräfte anspruchsvolle Sparring Partner für neue Arbeitsstile, kreative Strategien und neue Perspektiven“, so Antonia Hock, Global Head des Ritz-Carlton Leadership Centers. „Die heute 16- bis 23-Jährigen unterscheiden nicht mehr zwischen analoger und virtueller Welt – für Führungskräfte eröffnet das ganz neue Möglichkeiten.“

Dafür müssen Unternehmen jedoch bereit sein, in die notwendige Technologie zu investieren. Das erfordert einiges an Planung. Denn es gilt, generationsbedingte Neigungen und Präferenzen unter einen Hut zu bringen. Nur so lässt sich das Potenzial der Gen Z optimal einbinden, ohne die älteren Generationen vor den Kopf zu stoßen.

„Wir bekommen in letzter Zeit vermehrt Fragen zum Thema Mitarbeiterengagement: Wie können wir unsere Mitarbeiter am besten einbinden? Welche Technologien brauchen wir dafür? Und wie können wir den Ansprüchen der Berufseinsteiger gerecht werden?“, fasst Chris Marsh, Forschungsdirektor im Bereich Mitarbeiterproduktivität und Compliance bei 451 Research, zusammen. „Letztlich muss aber jedes Unternehmen seinen eigenen Weg finden, Modernisierung und Tradition harmonisch zu verbinden.“

Die gute Nachricht: Als Digitalspezialisten kommen Digital Leader der Gen Z ohnehin bereits auf halbem Weg entgegen – den Rest des Weges können meistern Parteien dann gemeinsam. So entsteht eine Digitalstrategie, die alle Bedürfnisse berücksichtigt.

„Die Digital Natives bringen qua natura ein intuitives Verständnis für digitale Technologien mit – für erfahrende Digitalexperten eröffnet das noch einmal ganz neue Perspektiven sowohl auf die Tools an sich, aber auch auf die generelle Herangehensweise. Denn die Gen Z brennt für ihren Beruf und legt großen Wert auf eine sinnstiftende Tätigkeit“, so Megan Gerhardt, Professorin für Management und Leadership an der Farmer School of Business an der Universität von Miami.

„Wir stellen uns Herausforderungen“

„Wir wurden mitten in die Große Rezession und die Ära 9/11 hineingeboren, unser Leben war von beginn an von politischer und gesellschaftlicher Instabilität geprägt“, erklärt Lydia Laramore, Studentin im zweiten Jahr am Spelman College und Academic Impact Millennium Praktikantin bei den Vereinten Nationen gegenüber Adobe (CMO.com gehört zu Adobe). „Gerade deshalb wollen wir mit anpacken, Verantwortung übernehmen und uns der Herausforderung stellen. Ich glaube, das gefällt mir an meiner Generation am besten.“

„Gerade weil die Generation Z an ein Leben im Ausnahmezustand gewohnt ist, ist sie skeptischer gegenüber etablierten Hierarchien und hochbürokratischen Prozessen. Sie fordern Unternehmen heraus, dynamischer und agiler zu werden“, weiß Evan Sharp, Berater Chief Marketing Officers Practice bei Russel Reynolds Associates (RRA). „Wenn digitale Führungskräfte diesem Drang nicht nachkommen, wandert der Nachwuchs zu wirklich agilen Unternehmen ab.“

Digitalisierung für die Natives

Jede Generation bringt ihre eigene Perspektive in die Arbeitswelt ein. Die Digital Natives etwa sind quasi von Geburt an online. Digitale Technologien sind für sie so normal und intuitiv wie laufen oder atmen. Diesen Wissensvorsprung können Marken geschickt für die Innovationskraft und das Unternehmenswachstum einsetzen.

„Bidirektionales Lernen – langjährige Mitarbeiter teilen ihr Wissen und ihre Erfahrung mit jüngeren, die Digital Natives wiederum führen ihre älteren Kollegen in die aktuellen digitalen Entwicklungen ein – ist ein echtes Erfolgskonzept“, weil Chris Hall, Vizepräsident Customer Experience bei Adobe. „Zusammen sind die Generationen unschlagbar. Das gelingt jedoch nur, wenn alle Beteiligten offen und unvoreingenommen an die Situation herangehen.“

„Technologie soll das Leben einfacher machen“, so lässt sich das Credo der Gen Z zusammenfassen. Im Optimalfall sollten sich alle Generationen diese Sichtweise zu eigen machen. „Unternehmen sollten deshalb in die entsprechenden Tools investieren“, so Smith. „Denn generationsübergreifende Zusammenarbeit ist ein echter Innovationsschub – wenn die benötigten Strukturen und Technologien vorhanden sind.“

Hier kann Künstliche Intelligenz (KI) ihre Stärken ausspielen: „Eine KI soll die Mitarbeiter in erster Linie unterstützen, indem sie ihnen repetitive oder banale Aufgaben abnimmt“, fügt Ronette Lawrence, Leiterin Produktplanung und User Research bei Microsoft, hinzu. „Eine KI lässt uns nicht nur effizienter arbeiten, sondern verbessert auch die Zusammenarbeit in der Gruppe – unabhängig davon, aus welcher Generation wir kommen und welche Arbeitsmethode wir bevorzugen.“

Maeve Miller, Studentin an der University of Notre Dame (Indiana), hofft, dass die reibungslose Interaktion von Mensch und Maschine bald Normalität sein wird. „Wenn eine KI die Handlangertätigkeiten übernimmt, haben wir Menschen viel mehr Spielraum für die Teile des Jobs, für die wir wirklich brennen.“

Doch dafür dürfen wir uns nicht auf die fleißigen Mainzelmännchen verlassen. Wir müssen die digitale Transformation aktiv vorantreiben.

„Der Spagat zwischen den Ansprüchen der Gen Z auf der einen und den etablierten Werten und Strukturen eines Unternehmens kann heikel sein – gerade bei Traditionsmarken“, weiß Tim Minahan, CMO bei Citrix Systems. „Die Lücke zwischen den Generationen lässt sich am besten schließen, wenn alle Mitarbeiter einen personalisierten Zugang zu allen relevanten Systemen, Informationen und Tools haben. So hat jeder die Möglichkeit, jederzeit und überall über jedes Gerät zu arbeiten. Denn nicht nur die Gen Z wünscht sich flexibleres Arbeiten.“

Eine zielstrebige Generation

Doch nicht nur die generations- und teamübergreifende Zusammenarbeit profitiert von digitalen Technologien. Dank der Tools kann die Gen Z auch einen entscheidenden Beitrag zum Geschäftserfolg leisen – und das ist ihnen genauso wichtig wie eine gute Bezahlung oder Benefits. Die nächste Generation will nicht nur verstehen, wohin die Reise geht. Sie möchte die Route auch aktiv mitgestalten.

„Strikte Hierarchien und Rollen sind überholt. Wie sollen wir kreative Ideen einbringen, wenn wir nicht unsere eigenen Wege gehen dürfen?“, fragt Laramore. „Meine Generation wünscht sich flexible Strukturen: Wohin es geht, sollten die Innovativsten und Kreativsten bestimmen.“

Das bedeutet aber nicht, dass die Gen Z nur auf Kuschelkurs ist. „Es stimmt schon: Kollaboratives Arbeiten ist uns wichtig. Aber wir sind auch extrem ehrgeizig und wettbewerbsgetrieben – deshalb legen wir großen Wert darauf, auch mal unser eigenes Ding zu machen und uns komplett abzuschotten“, erklärt Jonah Stillman. Und er muss es wissen: Nach seinem Abitur 2017 hat er gemeinsam mit seinem Vater David Stillman das Buch „Gen Z @ Work: How The Next Generation is Transforming The Workplace“ verfasst.

„Es wäre ein Fehler, die Ambitionen der Gen Z ausbremsen zu wollen. Anstatt Mitarbeiter durch rigide Strukturen einzuhegen, sollten Unternehmen ihnen die Möglichkeit geben, ihren eigenen Weg zu finden“, stimmt Miller zu.

„Traditionell geben zentralisierte Expertenteams Prozessgestaltung und –management vor“, so Marsh. „Das heißt jedoch nicht, dass man auf ewig an diesen Strukturen festhalten muss. Wir erleben gerade, dass diese Aufgaben zunehmend von fachfremden Personen übernommen werden. Denn wer sagt, dass man unbedingt ein Technikcrack sein muss, um veritable Ergebnisse zu erzielen. Gerade die unvoreingenommene Herangehensweise eröffnet völlig neue Perspektiven.“

Persönliche Gespräche sind nicht tot!

Aller Technikaffinität zum Trotz: Die Gen Z legt Wert auf persönliche Gespräche von Angesicht zu Angesicht: „Technologie alleine überzeugt uns nicht. Wir sehen KI und Co. als unseren Handlanger, aber echte persönliche Beziehungen können Messenger oder E-Mail nicht ersetzen“, betont Stillman.

Gerade die Gen Z setzt einen hohes Maß an Offenheit und Empathie voraus – insbesondere Führungspersönlichkeiten sind hier in der Pflicht.

„Die Angehörigen der Gen Z erwarten kontinuierliches Feedback – gerne auch projektbezogen statt nur am Jahresende. Insgesamt wünschen sie sich mehr offene Gespräche mit ihren Vorgesetzten. Können Führungskräfte das nicht leisten, wird die Gen Z andere Wege finden, sie auf ein Gespräch festzunageln“, davon ist Chris Mitchel, Direktor der Personalberatung FMG Leading überzeugt.

Doch die Gen Z will mehr als nur Feedback bekommen – genauso will sie dem Management ihre Sicht der Dinge spiegeln. „Die Generation Z ist mit Bewertungsportalen groß geworden. Die jungen Frauen und Männer sind daran gewöhnt, in jeder Situation ihre Meinung zu sagen – auch am Arbeitsplatz.

Konstanter Wechsel und kontinuierliches Lernen

Das Digital Business war schon vor der Gen Z einem rasanten Wandel ausgesetzt. Die Integration der jüngsten Generation in den Arbeitsmarkt beschleunigt diese Tendenz. Flexibel bleiben und neue Fähigkeiten auf „on demand“ erlernen, ist da Pflicht. Denn wer weiß heute schon, welche Kenntnisse übermorgen gefragt sein werden?

Die Gen Z hat das verinnerlicht – und geht die kontinuierliche Weiterbildung aktiv an.

„Die Generation Z hat bereits in ihrer kurzen Lebenszeit rasante Umbrüche gesehen. Lebenslanges Lernen ist für sie deshalb selbstverständlich“, weiß Smith. „Umso wichtiger ist es ihnen, in ihrem Arbeitsalltag Zugriff auf alle wichtigen Ressourcen zu haben.“

Der neuen Generation hier entgegenzukommen, lohnt sich doppelt: Sowohl die allgemeine Geschäftsentwicklung als auch die Arbeitsumgebung profitieren von der Weiterentwicklung.

„Es ist eine Win-Win-Situation: Indem Führungskräfte sie um ihre Ideen und Unterstützung bitten, profitieren wir von ihrem intuitiven Know How in Bezug auf digitale Technologien. Die Generation Z wiederum fühlt sich gewertschätzt – auch, wenn sie noch nicht über langjährige Berufserfahrung verfügt“, erklärt Gerhard. „So können wir eine wertvolle Verbindung zwischen unseren jüngsten und unseren erfahrensten Mitarbeitern herstellen. Bidirektionales Lernen ebnet den älteren Generationen den Weg im Umgang mit neuen Technologien, Berufseinsteiger hingegen lernen, wie sie ihre Ideen wirkungsstark umsetzen können.“