Edge Computing - die nächste Marketing Revolution?

Gerade setzt sich die Cloud standardmäßig durch, da kommt die Rolle rückwärts: Edge Computing setzt auf dezentrale Datenverarbeitung direkt vor Ort. Doch das ist nur scheinbar ein Schritt zurück, denn um die immer weiter wachsenden Datenmengen in den Griff zu bekommen, brauchen wir eine intelligente Kombination aus zentralem und dezentralem Dataprocessing.

Edge Computing - die nächste Marketing Revolution?

In der Computing Branche fand bisher ein steter Wechsel zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung statt.

Von Mainframes (zentral) über Client-Server Architekturen (dezentral) bis hin zum Cloud Computing (zentral) oszillierten die Paradigmen immer wieder zwischen diesen Polen. Nach dem durchschlagenden Erfolg des Cloud Computings bahnt sich aktuell der nächste Megatrend an: Das Edge Computing.

Doch wird der Trend auch die nächste Marketing Revolution einleiten? Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf die Grundlagen des Edge Computings.

Edge Computing im Überblick

Im Edge Computing wandern die Daten aus der Cloud wieder zunehmend in die Peripherie. Die Kehrtwende ist die logische Konsequenz aus neu entstehenden Geschäftsmodellen und deren technischen Anforderungen.

Technisch gesprochen bedeutet Edge Computing, die Datenverarbeitung und Berechnungen direkt am Ort des Entstehens durchzuführen, statt in der Cloud. Gemeint sind damit sogenannte Edge Devices.

Beispiele hierfür sind Sensoren, lokale Rechner oder auch Router. Die dezentrale Datenverarbeitung benötigt dabei keine permanente Netzwerkverbindung in die Cloud. Angesichts eklatanter Lücken in der Netzabdeckung ist das ein echter Vorteil.

Selbst KI Anwendungen wie das maschinelle Lernen lassen sich zunehmend in der Edge realisieren, wie beispielweise NVIDIA mit seinem Jetson Nano Stick für Deep Learning Applikationen zeigt.

Generell ist Edge Computing eine Voraussetzung für viele IoT Use Cases und gerade da interessant, wo niedrige Latenzzeiten (=schnelle Antwortzeiten nahe Echtzeit) gefordert sind. Dennoch ist Edge Computing nicht als Ersatz für die Cloud gedacht, sondern als Ergänzung, wie die folgende Grafik des National Institute of Standards and Technology (NIST) zeigt.

Quelle: nist.gov

Die Cloud ist heute schon für viele Marketer ein Standardinstrument. Dabei ist es Best Practice, die Daten möglichst zentralisiert nutzbar zu machen. Viele Marketer ziehen mithilfe cloudbasierter Services Erkenntnisse aus einem großen Datenfundus.

Grundsätzlich gilt auch im Marketing: Wer mehr (Kunden-) Daten zur Hand hat und diese besser nutzbar macht, der erarbeitet sich einen Wettbewerbsvorteil.

Die Edge lockt mit Daten - Marketer werden folgen

Doch was passiert, wenn die Daten nun an einen anderen Ort wandern, noch dazu in großem Maßstab?

Um zu verdeutlichen, wie gigantisch der Wandel sein wird, sehen wir uns ein Beispiel aus dem Internet der Dinge an: Das autonome Fahrzeug.

Hewlett Packard Enterprise (HPE) geht hier bereits für das Jahr 2020 von einem Datenvolumen in Höhe von 40.000 Petabyte pro Tag aus. Das sind 40.000.000.000 Gigabyte.

Die Schätzung basiert dabei auf einer Basis von zehn Millionen teilautonomen Autos – und sie berücksichtigt allein die Daten der verbauten Sensorik. Interessant für Marketer werden in diesem Kontext aber selbstverständlich auch die „Passagiere“ und ihre Daten.

Bei Datenmengen solcher Dimension liegt auf der Hand, dass diese weder zeitlich noch wirtschaftlich sinnvoll in der Cloud verarbeitet werden können.

Auch das Shoppingerlebnis der Zukunft wird zunehmend digital. E-Commerce Riesen wie Amazon (Amazon Go Stores) und Alibaba (New Retail) haben ihre jeweilige Vision davon, wie Online- und Offlineshopping digital verschmelzen sollen.

Beispielsweise ist es bereits heute in Ansätzen möglich, mittels Facial Recognition menschliche Emotionen anhand der Mimik automatisiert zu erfassen. Diese und weitere Datenquellen wie z.B. Augenbewegungen wollen Marketer künftig direkt am Ort des Entstehens nutzen. Idealerweise auf Basis bereits heute existierender Kundenprofile.

Denkbar wäre zum Beispiel, den Kunden innerhalb eines Supermarkts aktiv zu einer Kaufempfehlung zu navigieren, basierend auf seiner Kauf- und Informationshistorie.

Evolution statt Revolution

Das Beispiel des digitalen Offlineshoppings zeigt deutlich: Die Edge und ihre Anwendungen werden die Cloud nicht verdrängen.

Die Chancen, die sich für das digitale Echtzeit-Shoppingerlebnis der Zukunft ableiten lassen, werden technisch idealerweise durch eine geschickte Kombination von Cloud- und Edge-Computing erzielt.

Netzwerkausrüster und Cloudunternehmen, aber auch Startups stehen bereits in den Startlöchern, den neuen Megatrend Edge Computing umzusetzen.

Die gute Nachricht für Marketer ist, dass in Zukunft noch weitere, umfassendere Daten zur Verfügung stehen, um die Vision der Customer Experience weiter zu perfektionieren.