Studie von Adobe Document Cloud: Wie die Pandemie unser Verhältnis zu Zeit verändert

Das vergangene Jahr hat uns gezwungen, unsere Prioritäten neu zu bewerten und zu definieren, was uns wirklich wichtig ist. Dabei haben viele von uns festgestellt, was vor allem unzureichend vorhanden ist: Zeit.

Menschen weltweit kämpfen täglich mit Stress und Überforderung, fühlen sich ausgebrannt. Das populäre Remote-Arbeitsmodell bringt zwar nötige Flexibilität in unseren Alltag, gleichermaßen haben sich aber auch die Erwartungen an Arbeitnehmer:innen erhöht. Wir sollen heute auf Abruf erreichbar sein, die ohnehin unscharfe Grenze zwischen Arbeit- und Privatleben ist für viele mittlerweile kaum mehr sichtbar. Auf dem Weg in die Zukunft des hybriden Arbeitsmodells hat Adobe 5.000 Personen – Mitarbeiter:innen von Unternehmen und Inhaber:innen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) – in sieben Regionen weltweit befragt, wo sie den größten Zeitdruck verspüren und wie sich dieser auf ihr Arbeits- und Privatleben auswirkt. Die Antworten vermitteln ein gutes Bild darüber, wo unsere Zeit geblieben ist.

Fernarbeit beschlagnahmt unsere Freizeit

Die wohl verlockendste Frage, die Remote-Arbeit eingangs aufgeworfen hatte, war: Was werden Menschen mit den rund zwei Stunden, die sie sonst für ihren Arbeitsweg benötigen, anfangen? Diese „freie Zeit“ ist für viele zu Arbeitszeit geworden.

In unserer Umfrage gaben 51 Prozent der Beschäftigten in Unternehmen und 58 Prozent der Führungskräfte in kleinen und mittleren Unternehmen an, dass sie aktuell mehr arbeiten, als sie gerne würden. Tatsächlich sind derzeit Arbeitnehmer:innen in Unternehmen durchschnittlich 45,5 Stunden pro Woche tätig. Bei den Führungskräften in kleinen und mittleren Unternehmen sind es sogar 46,5 Stunden, also rund sechs Stunden mehr als in einer normalen Arbeitswoche.

Mit den längeren Arbeitszeiten steigt auch der Druck, ständig erreichbar zu sein – selbst nach Feierabend. Fast die Hälfte der Beschäftigten in Unternehmen sowie 3 von 5 Führungskräften in KMU fühlen sich unter Druck gesetzt, auch nach Feierabend auf E-Mails und Kund:innenanliegen zu reagieren.

Die perfekte Vorlage für ein Burnout – besonders für Frauen und Minderheiten

Burnout hatte als Gipfelpunkt von Stress bereits vor der Pandemie eine wesentliche Rolle in der Arbeitswelt, das hat sich auch im letzten Jahr nicht verändert. Mehr als ein Drittel der KMU-Führungskräfte gaben an, dass sie aufgrund des Arbeitsdrucks während der Pandemie mit Burnout und Fluktuationsherausforderungen konfrontiert gewesen sind. Die Auswirkungen von Burnout verteilen sich jedoch nicht gleichmäßig. So fühlen sich Inhaber:innen von Unternehmen mit Minderheitsbeteiligung (67 Prozent, genauso wie wichtigen Kleinunternehmen und 49 Prozent der Frauenunternehmen von ihrer Arbeit stärker beansprucht. Bei den Inhaber:innen von Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung sind es 52 Prozent, unwichtigen Kleinunternehmen halten sich bei 49 Prozent und Männerunternehmen bei 38 Prozent.

Der Stress überträgt sich auch auf das Privatleben, hier fühlen sich Inhaber:innen von Unternehmen mit Minderheitsbeteiligung (64 Prozent), wichtige Kleinunternehmen (60 Prozent), sowie Frauen (54 Prozent) beim Versuch ihre Unternehmen über Wasser zu halten stark unter Druck gesetzt. „Als Mutter erledige ich zahlreiche kleine Arbeitsblöcke, anstatt der geschützten regulären Bürozeiten. Das gilt auch für die Abende und an den Wochenenden“, erklärt eine KMU-Leiterin.

Das Ergebnis: Mehr Führungskräfte von Unternehmen mit Minderheitsbeteiligung (55 Prozent) und kleine Unternehmen (51 Prozent) gaben an, ihre unternehmerische Leidenschaft, die zur Gründung führte, verloren zu haben. Nahezu die Hälfte der Inhaber:innen von wesentlichen Kleinunternehmen gaben an, dass wenn sie könnten, bereits morgen ihr Unternehmen verkaufen würden.

Die Generation Z – Schuldige des großen Rücktritts

Angesichts dieser Ergebnisse ist es kaum überraschend, dass die Zahl der Kündigungen steigt. Allein im April haben über 4 Millionen amerikanische Arbeitnehmer:innen ihren Job gekündigt. Laut Arbeitsministerium ein neuer Rekord und ein Trend, der sich fortsetzen wird. 35 Prozent der Unternehmen gaben an, im nächsten Jahr den Arbeitsplatz wechseln zu wollen. Davon erklärten 61 Prozent, dass sie dies vor allem tun möchten, um wieder mehr Kontrolle über eigene Arbeitszeiten zu haben. Berufseinsteiger:innen übertreffen diese Zahlen allerdings noch einmal. Mehr als die Hälfte der befragten Gen Z gab an, dass sie im nächsten Jahr einen neunen Job finden wollen, 56 Prozent sind unzufrieden mit der Work-Life-Balance oder ihrer Arbeit insgesamt (59 Prozent). Auch die regulären 9 to 5 „Bürozeiten“ stoßen hier auf Ablehnung, fast die Hälfte der Befragten gab an, sogar häufig vom Bett aus zu arbeiten.

Arbeitnehmer:innen fordern technologische Unterstützung

Auch wenn die Ursachen dieser Trends komplex sind, geht aus unserer Untersuchung eindeutig hervor: Arbeitnehmer:innen erwarten Technologien die ihnen ihre Aufgaben schnell und effizient zu erledigen. Das gilt besonders für bürokratische Anliegen, wie die Verwaltung von Verträgen, Formularen und Rechnungen. Bislang verbringen ein Drittel der Arbeitnehmer:innen mit statischen, sich wiederholenden Abläufen, das führt zu Zeitmangel in wesentlicheren Arbeitsbereichen. 86 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Unternehmen und 83 Prozent der Führungskräfte in KMU gaben an, dass diese Tätigkeiten sie an ihrer wesentlichen Aufgaben hindern. 91% der Befragten gaben an, dass digitale Tools, wie Adobe Sign oder Adobe Acrobat ihre Aufgaben und Prozesse effizienter gestalten würden.

Ein Arbeitsmodell in dem Angestellte mit externen Mitarbeitern:innen und diversen Offices arbeiten braucht künftig benutzerfreundliche digitale Tools, KI und mehr Automatisierung um Talente zu halten oder anzuziehen. Die Adobe Studie hat gezeigt, dass die Hälfte der Arbeitnehmer:innen in Unternehmen den Arbeitsplatz wechseln würden, wenn sie dort Zugang zu besseren Tools erhalten. Wie würden Menschen ihre zusätzlich gewonnen Zeit durch bessere digitale Anwendungen nutzen? 50 Prozent würden Leidenschaften und ihrer persönlichen Entwicklung intensiver nachgehen, Zeit, die dort wirklich gut investiert wäre.

Alle weiteren Informationen zu unserer Studie findet ihr hier.

*Die Daten zu den Minderheitsunternehmen umfassen nur Antworten aus den USA und Großbritannien.

*Wichtige kleine Unternehmen sind definiert als Unternehmen, die den Verbraucher:innen während der Covid-19-Pandemie wichtige Produkte oder Dienstleistungen wie Lebensmittel, Gesundheitsversorgung und Notdienste zur Verfügung gestellt haben.

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